Blender 286 – Video stabilisieren, Motion Tracking 2
Wer den Beitrag 284 durchgearbeitet hat, wird beim Endprodukt und gerade beim Rendern bemerken wie die einzelnen Bilder von einer Position zur anderen springen, was das Verwackeln verursacht. Solche Videos können leicht stabilisiert werden.
Skills: Easy
Addon: Nein
Download Footage: Original Footage und eine in Blender stabilisierte Version des Videos. Download via Mediafire.
Das Beispielvideo zeigt die in Blender mit Motion Tracking stabilisierte Version des Videos. Man beachte Größe und Bildschärfe die im Vergleich zu dem Originalvideo (im Download enthalten) in der Nachbearbeitung durch das Motion Tracking relativ stark gelitten hat.
Motion Tracking öffnen
Es gibt zwei Wege um den Arbeitsbereich für das Motion Tracking zu erreichen. Der erste Weg führt einfach über den Button, der beim Öffnen von Blender im Splash-Screen angezeigt wird (siehe Bild unten).
In der oberen Leiste ist dann Motion Tracking auch gehighlighted (siehe Bild unten).
Der zweite Weg wird dann eingeschlagen, wenn man sich im Standard-Arbeitsbereich (mit Cube, Kamera und Licht) befindet. Am Ende der Leiste über dem Viewport kann ein weiterer Workspace hinzugefügt werden. Ihr wählt hier VFX und Motion Tracking (siehe Bild unten).
Welchen Weg ihr auch immer einschlagt, ist der Arbeitsbereich aus eine einzige Ansicht zu reduzieren. Der obere zweigeteilte Bereich wird in der Mitte geklickt (rechte Maustaste) und Join Areas gewählt (siehe Animation unten).
Das Gleiche wird von unten nach oben wiederholt (siehe Bild unten).
Über den Open Button (siehe Bild oben) steuert ihr dann den Videoclip eurer Wahl an (siehe Bild unten).
Allgemeine Voreinstellungen
Natürlich müssen auch beim Motion Tracking allgemeingültige Settings zum Video voreingestellt werden. Zunächst wird die Größe (Resolution) des Videos und die Framerate dem Original angepasst /siehe Bild unten).
Damit die Farben dargestellt werden wie sie im Video aufgenommen scrollt man bis zum Color Management herunter und legt als View Transform statt Filmic Standard fest. Das Video wird daraufhin seine Farbe verändern (siehe Bild unten).
Motion Tracking Settings
Es folgen die unbedingt nötigen Einstellungen zum Motion Tracking. Als Erstes klickt ihr auf den Button Set Scene Frames, um die Anzahl der Frames in der Zeitleiste auf die des Clips anzupassen.
Anschließend wird das Motion Model festgelegt. In diesem Fall wird LocRot (Location, Rotation) gewählt. Orientiert wird sich unter Match am Previous Frame (vorangegangenen Fame). Prepass und Normalize wird in den Checkboxen aktiviert (siehe Bild unten).
In der rechten Seitenleiste (öffnen/schließen mit Taste N) wird auf den Reiter Track gewechselt. Noch wird kein Track No active Track angezeigt, weil noch kein Marker gesetzt wurde (siehe Bild unten).
Set Marker & Tracking
Ziel ist es markante Bildstellen zu finden, auf denen ein Marker platziert wird, der dann im Tracking Vorgang verfolgt wird. Das Ergebnis ist im günstigsten Fall ein stabiles Bild ohne Wackler.
Ein Marker wird gesetzt, indem ihr die STRG-Taste haltet und mit der Maustaste auf eine solche Bildstelle klickt. Es entsteht ein Tracker. Dieser Tracker kann mit der S-Taste skaliert und mit der Taste G versetzt werden (siehe Bild unten).
Auch die Größe des Suchfeldes kann eingestellt werden. Dazu reicht es an einem Anfasser mit der Maus, ohne zusätzliche Taste zu ziehen (siehe Animation unten).
Die Position eines Markers lässt sich gut über den Vorschaubereich unter Track kontrollieren (siehe Bild unten).
Klickt ihr nun oben rechts auf Clip Display werden euch zusätzliche Optionen angezeigt. Zunächst ist das Aktivieren von Search, einem zusätzlichen Suchfeld um den Marker herum wichtig. Später wird Show Stable zusätzlich aktiviert (siehe Animation unten).
Von diesen Marker werden dann beliebig viele, je nach Job und Sinnhaftigkeit, zusätzlich an verschiedenen Positionen gesetzt. Manchmal benötigt man eine Menge davon, manchmal reichen nur wenige Marker. In diesem Fall werden nur 4 Marker gesetzt, weil nicht genügend markante Bildstellen vorhanden sind. Ein Versuch ist es wert (siehe Bild unten).
Getrackt wird über die kleinen Schalter die sich oberhalb der Zeitleiste befinden. Die Icons beschreiben Funktionen und sind einfach und fast selbsterklärend. Man kann von Anfang bis Ende tracken, oder umgekehrt. Man kann Bereiche der Verfolgung löschen, von vorne nach hinten (ab der Abspielkopf-Position) und ebenfalls umgekehrt. Es lassen sich auch Teilstrecken verfolgen (siehe unmarkierte Bereiche) (siehe Bild unten).
Hier wird von Anfang bis Ende getrackt. Dazu klickt ihr das Icon in der Mitte, rechts. In der Zeitleiste entsteht daraufhin eine Tracking Spur. Das entspricht sozusagen Keyframes für die Kamera, die auf die Marker ausgerichtet wird (siehe Bild unten).
Stabilization
Zum Stabilisieren muss auf den nächsten Reiter mit gleichnamigem Namen gewechselt werden. Dort aktiviert ihr zunächst die Checkbox 2D Stabilization. Es erscheint eine leere Liste. Um die zugehörigen Marker in die Liste einzufügen werden in diesem Fall alle Marker mit Taste A markiert und das Pluszeichen klickt. Alle Marker erscheinen daraufhin in der Liste. Dann wird Autoscale aktiviert (siehe Bild unten).
Hinweis: Dem Video können weitere Marker für den Ausgleich von Rotationen hinzugefügt werden. Aktiviert ihr die Checkbox bei Rotation (siehe Bild oben) erscheint eine weitere Liste für Marker dieser Art. Ihr würdet diese Marker markieren und der Liste über das Plus-Icon hinzufügen. In diesem Fall wirken sich solche Marker allerdings störend aus und sind daher hier ausgelassen worden.
Um zu schauen, inwieweit der Clip skaliert wurde um das Verwackeln auszugleichen geht ihr ein weiteres Mal auf Clip Display und aktiviert die Option Show (siehe Bild unten).
Spielt ihr das Video ab, so sollte es die meiste Zeit stabil und relativ ruhig, im Verhältnis zum Original ohne heftige Ruckler ablaufen. Für diese wenigen Marker die gesetzt wurden (4 Stück) ist das Video recht stabil.
Korrektur
Am Anfang des Videos gibt es allerdings starke Ausschläge. Versucht werden kann den Abspielkopf der Zeitleiste dort zu abzusetzen wo es zu einem starken Ruck kommt, bevor es sich stabilisiert und den Bereich mit dem entsprechenden Tracking-Icon zu löschen.
Hilft das nichts, so kann man den Rendervorgang ab Frame 16 starten. Der Clip wird dadurch allerdings beschnitten.
Qualitätsverlust
Im Bild unten sieht man den sichtbaren Bereich des Videos. Im Original hat der Clip dort exakt hereingepasst. Durch den Tracking Vorgang wurde das Bild aber größer skaliert. Die neuen Dimensionen sieht man (bei aktiviertem Show Stable) an der Ameisenlinie um den Renderbereich herum (siehe Bild unten).
Durch die in diesem Fall nicht unerhebliche Vergrößerung wird das Video an Qualität verlieren. Im Speziellen wird sich das sofort auf die Bildschärfe auswirken. Das Video wird deutlich unschärfer werden. Genau das ist der Punkt, der schon bei der Aufnahme beachtet werden muss. Sorgfalt bei der Vorarbeit erspart viel Mühe und Ärger bei der Nachbearbeitung.
Dem versuchen entgegenzuwirken kann man versuchen, indem man die Quality unter Encoding bei den Output Settings nach oben schraubt. Wahlweise kann man High Quality oder Precentually Lossless verwenden. Diese Einstellungen vergrößern natürlich die Dateigröße (siehe Bild unten).
Zum Rendern wird ein weiterer Arbeitsbereich, das Compositing geöffnet und mit einigen wenigen Nodes gearbeitet. Hierzu gibt es in Kürze einen dritten und letzten Part.