Inkscape 090 – Vektor Origami mit Inkscape
Das Titelbild ist nicht ganz korrekt. Origami hinterlässt keine übrig gebliebenen Papierschnipsel. Figuren werden aus einem Stück gefaltet, es gibt keine Überreste. Ich nutze hier nicht, wie man vielleicht erwarten würde, Scheren und Neigen.
Skills: Intermediate
Plugin: Nein
Die Schrift
Ich beginne indem ich mir ein Wort in einer einfachen, serifenlosen Schrift erstelle. In meinem Fall ist es die Arial Heavy. Alles in Großbuchstaben. Das i dient mir als Referenz für die Breite der Balken, aus denen ich die Schrift nachbaue.
Der Balken besteht aus einem neue aufgezogenen Rechteck-Objekt. Dieses Rechteck kopiere ich und versetze es als den linken Balken des Buchstaben A. Rechteck über Pfad – Objekt in Pfad umwandeln konvertieren und die oberen Ankerpunkte versetzen, bis sich die gewünschte Schräge ergibt. Der Balken wird dupliziert (STRG-D) spiegele ihn und färbe ihn zur besseren Unterscheidung ein (siehe Animation unten).
Tip: Mit gedrückter ALT-Taste und den Pfeiltasten links und rechts kann ein Objekt Pixelweise verschoben werden!
Der rechte Balken wird nun so weit verschoben, bis er oben an dem linken Balken abschließt. Der Abstand beider Balken ist mir jetzt dadurch zu gering, weshalb ich die unteren Anker zwei Pfeiltasten-Klicks nach rechts bzw. nach links verschiebe (siehe Bild unten).
Das i kopiere ich noch einmal. Diesmal als aufrechtes Teil des Buchstaben L. Die Aufrechte wird wiederum dupliziert, gedreht, nach unten platziert und entsprechend skaliert (siehe Bild unten).
Der untere Ankerpunkt des flach liegenden L-Balkens muss nun soweit verschoben werden, bis er mit der rechten Außenkante des aufrecht stehenden L-Balken abschließt (siehe Bild unten).
Mit gedrückter STRG und ALT-Taste klicke ich mit dem Pfad bearbeiten Werkzeug den aufrechten Balken an. Der Klick geschieht in der Höhe, die dem flachen Balken entspricht. Es entsteht ein neuer Anfasser. Der untere Anfasser wird danach nach links verschoben, bis er dem Winkel des unteren Balkens entspricht und deckungsgleich ist (siehe Bild unten).
Für das i muss nur der flach liegende Teil vom L dupliziert, verschoben und an den Ankerpunkten nach unten verlängern werden. Fertig ist das i (siehe Bild unten).
Es geht an den Buchstaben E. Dazu kopiere ich mir wieder das i, lege es flach nach unten und drehe es entsprechend. Dieser Balken wird auch wieder dupliziert, aufrecht gestellt und gespiegelt, so das die Schrägen zueinander passen (siehe Bild unten).
In der Phase 2 wird der untere Balken des E dupliziert, nach oben in Position gezogen und gespiegelt.
Und wieder dupliziere ich mir das i, beziehungsweise den Balken. Dieses Mal für das N. Ich ziehe es in Position, dupliziere es ein weiteres Mal, ziehe es ans Ende des N und spiegele es zuletzt horizontal. Den linken Teil spiegel ich noch vertikal, bevor ich mich die Schräge bearbeite (siehe Animation unten).
Der schräge Balken entsteht aus dem linken Teil des N.
Der Anker, der für den Winkel zuständig ist, wird nach unten verschoben und die Geometrie dadurch zu einem Rechteck. Beide unteren Nodes werden jetzt nach links verschoben, bis sie deckungsgleich auf dem rechten Balken liegen. Automatisch erhält die Schräge die benötigte Strichstärke (siehe Animation unten).
Die Konstruktion der Buchstaben ist damit abgeschlossen. Möglich wäre jetzt noch, die Buchstabenteile alle zu kontrollieren und Ankerpunkte, bei einem größeren Zoomfaktor genauer an Ecken und Kanten auszurichten.
Farben und Verläufe
Die Farben wähle ich bewusst dezent. Dezent bedeutet, dass ich mir Farbtöne auswähle, wo die Sättigung nicht zu hoch ist.
Ich gehe reihenweise, einzeln jeden Buchstaben einzeln durch. Vergebe die Farben zunächst vollflächig, ohne Verläufe, denn ich möchte sozusagen eine Vorschau sehen, wie die Farben zueinander passen (siehe Bild unten).
Gefällt mir die Farbzusammenstellung eines Buchstaben, mache ich mich daran aus der vollflächigen Farbe einen Verlauf zu machen. Auch hier gehe ich dezent und vorsichtig vor und wähle verwandte bzw. in der Farbpalette naheliegende Farben.
Alle Teile eines Buchstaben erhalten einen (linearen) Verlauf. Die vorderen Buchstaben bestehen aus einem Verlauf aus 3 Nodes. Der mittlere Node hat einen helleren Farbton, so das es leicht gebogen ausschaut. Hintere Buchstaben erhalten einen Verlauf, der von der Knickstelle aus heller wird (siehe Animation unten).
Von den Verläufen hängt die Plastizität ab. Je geschickter die Farben gewählt werden und je feiner man Verläufe anlegt, desto besser wird es ausschauen!
Dies wird bei jedem Buchstaben nacheinander wiederholt.
Abschattungen
Wird Papier gefaltet, stellen sich die gefalzten Stellen als abgeschattete Farben dar. Der Schatten läuft an den Knickstellen, nach oben hin, in spitzer Dreiecksform zusammen (siehe Animation unten).
Auch hier bleibe ich dezent in der Farbauswahl und stelle den Schattenverlauf nicht zu dunkel dar. Der Farbton sollte schon im Zusammenhang mit der hinten gelegenen Fläche stehen (siehe Bild unten).
Das war das Inkscape-Origami. Ich werde dazu noch weitere Artikel schreiben, wo genau so – oder ähnlich, ganz unterschiedlich Modelle wie Figuren, Tiere und Pflanzen gefaltet werden.
Viel Spaß!